Notfälle in den Bergen

Was können Sie unternehmen? Wie kommen Sie zu Hilfe? Wie helfen Sie richtig?

Es kann immer vorkommen, dass es zu Notfällen in den Bergen kommt. In diesen Fällen ist es gut zu wissen, wie man reagiert und was man unternehmen kann. Das Beste jedoch ist die richtige Vorbeugung und bewusste Vermeidung von gefährlichen Situationen.

Bergrettung im Übungseinsatz

Die richtige Notfallmeldung

Wichtigstes Gerät bei jeder Wanderung: Ein vollständig geladenes Mobiltelefon!

Kommt es tatsächlich zu einem Notfall auf den Bergen, muss es meist schnell gehen. Dann ist es umso wichtiger, ein vollständig aufgeladenes Handy mit dabei zu haben. Dieses Gerät sollte übrigens auf keiner Tour fehlen! Wichtig ist auch, die richtigen Notfall-Nummern parat zu haben und anschließend eine richtige Meldung abzugeben.

Wichtige Notfall-Telefonnummern

  • Alpin-Notruf: 140

  • Euro-Notruf: 112

Ohne Netz und im Funkschatten ist auch in den Bergen KEIN Notruf möglich. Wechseln Sie in solchen Fällen den Standort und versuchen immer wieder eine der Notrufnummern zu wählen. Sollte Ihr Mobiltelefon ausgeschaltet sein, oder Sie haben nur ein "gesperrtes" Handy des Verunglückten parat: Jedes Mobiltelefon erkennt bei der Eingabe des Pins den Euro-Notruf "112" und gibt auch ohne Freigabe des Handys den Notruf ab! Einige neuere Modelle verfügen mittlerweile sogar über eine standardmäßig eingerichtete Kurzwahl mittels einem Knopf.

So geben Sie die Unfallmeldung richtig ab:

  • checkWo genau ist der Unfallort?

  • checkWer meldet den Unfall? (Geben Sie unter Umständen auch eine Rückrufnummer an!)

  • checkWas ist passiert?

  • checkWie viele Verletzte gibt es?

  • checkFolgen Sie den Anweisungen des Leitstellen-Personals!

Die Notfall-APP der Tiroler Bergrettung

Wenn Sie ein Mobiltelefon mit auf den Bergen haben, gibt es auch eine ideale APP für alle Bergfexe: Ausgestattet mit der offiziellen Notfall-APP der Tiroler Bergrettung setzen Sie innerhalb von Sekunden den Notruf ab - auch ohne die entsprechende Telefonnummer parat zu haben. Gleichzeitig werden Ihre exakten Standort-Daten mittels GPS an die Einsatzleitstelle übertragen, so dass Sie noch schneller von den Einsatzkräften "gefunden" werden. Die APP ist sowohl als Android, als auch für iOs kostenlos in den entsprechenden Shops (AppStore / Google Play) herunter zu laden.

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Die rasche Ortung bringt mehr Zeit – und der Zeitfaktor ist oft auch der Überlebensfaktor.

Kurt Nairz

Landesleiter der Bergrettung Tirol

Selbst erste Hilfe Leisten

Sollten Sie in den Bergen unterwegs sein und einen "verunfallten" Kameraden vorfinden, sind Sie dazu verpflichtet, erste Hilfe zu leisten. Dies beginnt schon beim Absetzen eines Notrufes per Handy. Wenn Sie keine Möglichkeit haben, das Mobilfunk-Netz zu erreichen, wechseln Sie den Standort oder geben Sie ein anderes, alpines Notsignal in Form von Pfeifen, Rufen oder als Lichtsignale ab (6 x alle zehn Sekunden ein Signal - Pause von einer Minute - Wiederholung).

Wichtig ist: Haben Sie keine Angst davor zu helfen. Der größte Fehler wäre, nicht zu helfen. Die kompetenten und geschulten Mitarbeiter der Leitstelle leiten Sie zudem gekonnt aus der Ferne an, wenn Sie einen Notruf erfolgreich abgesetzt haben.

Noch vor dem Notruf sollten Sie allerdings bereits die "absolute erste Hilfe" geleistet haben. Dies kann unter Umständen über Leben oder Tod entscheiden.

Lebensrettende Maßnahmen der Reihe nach:

  • checkIst das Unfallopfer bei Bewusstsein? Ist die Person ansprechbar? Lässt sich die Person durch Ansprechen oder leichtes Rütteln wieder zu Bewusstsein bringen?

  • checkWenn nicht: Prüfen Sie die Atmung der verunfallten Person! Dazu drehen Sie die Person vorsichtig auf den Rücken, öffnen den Mund der Person und überstrecken den Kopf leicht nach hinten. Prüfen Sie anschließend für ca. 10 Sekunden, ob Sie Atemgeräusche, Brustbewegung, Luftstrom oder auch Puls wahrnehmen können.

  • checkWenn ja: Bringen Sie die Person in die stabile Seitenlage und setzen den Notruf ab

  • checkWenn nein: Beginnen Sie umgehend mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung, wie Sie es in Ihrem letzten Erste-Hilfe-Kurs gelernt haben.

Zur ersten Hilfe (insbesondere auch für die Anwendung der Herz-Lungen-Wiederbelebung) bedarf es natürlich auch einem gewissen Wissen oder auch einer entsprechenden Ausbildung. Dieses Wissen liefern Erste-Hilfe-Kurse. Besonders für Bergwanderer oder Bergsteiger die öfter in den Alpen unterwegs sind, ist es ratsam, dieses Wissen regelmäßig aufzufrischen, um in stressigen Situationen richtig reagieren zu können und die notwendige Ruhe zu bewahren. Doch auch, wenn Ihr letzter Erste-Hilfe-Kurs schon eine Zeit her ist: Selbst ein "schlechter" Hilfeversuch ist immer noch besser als überhaupt keiner!

  • Erste Hilfe
    Auf den Bergen besteht die Pflicht zur ersten Hilfe.
  • Die Bergrettung bei der ersten Hilfe
    Profis in ihrem Gebiet: Die Mitglieder der Bergrettung, wissen, wie sie helfen können.
  • Erste Hilfe der Bergrettung
    Wärmeerhalt bei Verunglückten ist wichtig! Das wissen vor allem die Mitglieder der Bergrettung.

Prävention ist besser als Reaktion

Auf den Bergen gilt stets: Vorsichtig sein und Unfälle schon von vorne herein vermeiden, wo es gerade geht. Durch einige präventive Maßnahmen können Sie das Risiko von gefährlichen und unvorhersehbaren Situationen deutlich minimieren. Generell gilt aber: Wer mit "gesundem Menschenverstand" und offenen Augen durch die Berge tourt, der kann seinen Ausflug entspannt und sicher genießen!

Wichtige Präventiv-Tipps

  • checkAchten Sie auf das richtige Schuhwerk!

  • checkPacken Sie immer ein paar wärmende Kleidungsstücke ein!

  • checkGenügend zu trinken und ein paar "Snacks" sollten nie fehlen!

  • checkAchten Sie darauf, ein vollständig geladenes Handy dabei zu haben!

  • checkEine kleine Notfall-Apotheke darf sowieso nie fehlen!

  • checkPlanen Sie Ihre Tour immer vorab gut durch!

  • checkInformieren Sie sich vorab über gefährliche Wegstellen!

  • checkAchten Sie auf die Wettervorhersage und kurzfristige Wetteränderungen!

  • checkSagen Sie vor der Tour jemanden Bescheid, wo Sie hingehen und wann sie wieder zurück sein wollen!

Richtig versichert - sicher unterwegs!

Einsätze in den Bergen sind nicht kostenlos!

Notfälle können passieren. Es kann auch notwendig sein, dass Rettungskräfte angefordert werden müssen. Aber denken Sie dabei immer dran: Einsätze der bestens ausgebildeten Rettungsdienste sind nicht kostenlos. Vor allem im Gebirge kann der Aufwand für Rettungsaktionen gleich einmal größere Ausmaße annehmen.

Durch eine rechtzeitig abgeschlossene "Bergekostenversicherung" können z.B. die Bergekosten, je nach Versicherung, in einer Höhe von bis zu € 15.000,- oder höher übernommen werden. Verschiedenste Möglichkeiten stehen hier zur Verfügung. Eine "Fördermitgliedschaft" bei den heimischen Bergrettungen gibt es z.B. schon für ca. € 28,00 pro Jahr. Die Leistungen gelten dann auch für Ehegatten oder Lebenspartner und für im Haushalt lebende Kinder bis zum vollendeten 18. Lebensjahr.

Auch der Österreichische Alpenverein bietet in seiner Mitgliedschaft diverse, inkludierte Versicherungsleistungen mit an. So begrenzt sich das Angebot hier nicht nur auf die Bergekostenversicherung, sondern beinhaltet diese meist auch noch eine Rückholkostenversicherung, eine Auslandsreisekrankenversicherung, eine Haft- und eine Rechtsschutzversicherung.

Natürlich gibt es noch zahlreiche, weitere Möglichkeiten, sich entsprechend zu versichern. Denken Sie dran: Passieren kann immer etwas - auch wenn man noch so vorsichtig ist. Und: Bedenken Sie, dass Krankenkassen nicht für die Rettung aus alpinen Notlagen zahlen!