Umfrage Tourismusakzeptanz

Wie stehen Einheimische zum Tourismus in unserer Region!

Der Tourismusverband Kitzbüheler Alpen St. Johann in Tirol hat sich 2024/25 in Zusammenarbeit mit fünf engagierten Studentinnen der Fachhochschule Kufstein einem Praxisprojekt im Zeichen der Marktforschung gewidmet.

Zielsetzung

Das Ziel des Projekts war es, ein aktuelles und umfassendes Stimmungsbild der einheimischen Bevölkerung in der Region St. Johann in Tirol zu erhalten. Dabei sollte insbesondere herausgefunden werden, wie die Menschen die Arbeit des Tourismusverbands wahrnehmen. Es ging darum, Meinungen, Einstellungen und Verbesserungsvorschläge zu sammeln, um ein besseres Verständnis für die Bedürfnisse und Wünsche der lokalen Bevölkerung zu entwickeln. Dies ermöglicht es, bestehende Strukturen und Maßnahmen des Tourismusverbands zu reflektieren und gegebenenfalls anzupassen, um eine nachhaltige und positive Zusammenarbeit zwischen Einheimischen und Tourismus zu fördern.

Ablauf

Ende Oktober wurden beim ersten Treffen die Rahmenbedingungen für das Projekt genauer besprochen und erste Ideen zur Vorgehensweise entwickelt. In weiterer Folge wurden ein Online-Fragebogen und ein Interviewleitfaden bis Mitte November erarbeitet. Die Datenerhebung startete Anfang Dezember. Vom 4. bis 13. Dezember führte das Team insgesamt drei Interviewrunden vor Ort durch. In Kirchdorf, Erpfendorf, Oberndorf und St. Johann in Tirol wurden 65 Einheimische befragt. Diese persönlichen Gespräche ergänzten die parallel durchgeführte Online-Befragung und ermöglichten wertvolle qualitative Einblicke in die Meinungen und Perspektiven der Befragten. Anfang Januar erfolgte die finale Zusammenführung der Befragungsergebnisse. Diese wurden Ende Januar in der Fachhochschule Kufstein präsentiert.

Auswertung

Welche durch den Tourismusverband zur Verfügung gestellten bzw. mitfinanzierten Freizeitinfrastrukturangebote kennen Sie?
Die Auswertung zeigt deutlich, dass die Mehrheit der Befragten mit Infrastrukturen wie Wanderwegen, Loipen, der Panorama Badewelt und der Bergbahn vertraut sind. Auch die Mountainbike-Trails und das Wellnesscenter Kaiserquell wurden häufig erwähnt.

Nutzen Sie die Freizeitangebote des Tourismusverbands?
Ein Großteil der Befragten nutzen die Freizeitangebote wöchentlich oder monatlich.

Welche Herangehensweisen und Strategien des Tourismusverbands sind Ihnen bekannt?
Die Kommunikation der Strategien ist für viele nicht ausreichend sichtbar oder greifbar und muss verbessert werden. Die Bewohnerinnen nehmen „Mein Yapadu“ sowie die digitale und analoge Werbung als zentrale Marketingstrategie wahr. Auch spezifische Angebote wie „Familienangebote“, regelmäßige „Newsletter“ sowie Events wurden häufiger genannt.

Haben Sie Vorschläge, wie das Verhältnis zwischen dem Tourismusverband und den Einheimischen noch weiter gestärkt werden kann?
Ein großer Teil der Befragten betonte die Bedeutung von Vergünstigungen für Einheimische und Themen wie Kommunikation (regelmäßiger Informationsaustausch, Meetings, „Tag der offenen Tür“ oder Informationstage, stärkere Nutzung von Social Media) und Transparenz (Offenlegung von Maßnahmen und Projekten). Wünsche wie mehr kulinarische Initiativen, mehr Mountainbike-Trails, mehr Angebote für die Jugend, und bessere Ausreitwege wurden geäußert.

Wie stehen Sie dem Tourismus in unserer Region grundsätzlich gegenüber?
Über 90 % der Befragten stehen dem Tourismus neutral bis sehr positiv gegenüber.

Welche Vorteile bringt der Tourismus in unserer Region Ihrer Meinung nach?
Am häufigsten wurde die Schaffung neuer Arbeitsplätze und wirtschaftliche Vorteile genannt. Ebenfalls betont wurde, dass der Tourismus den Ausbau und Erhalt von Infrastruktur wie Schwimmbädern, Bergbahnen, Wanderwegen, Loipen, Restaurants und Freizeitangeboten ermöglicht. Kulturelle Vielfalt wurde als weiterer Vorteil beschrieben, etwa durch Veranstaltungen und eine weltoffene Einstellung.

Welche Nachteile bringt der Tourismus in unserer Region Ihrer Meinung nach?
Häufig wurde die Überlastung der Infrastruktur thematisiert. Auch die Umweltbelastung wurde als Nachteil genannt. Am häufigsten wurde jedoch auf steigende Lebenshaltungskosten hingewiesen. Einige Befragte sahen hingegen keine Nachteile im Tourismus und betonten, dass er für die Region notwendig sei.

Welche Bereiche der Arbeit des Tourismusverbands schätzen Sie besonders?
Besonders geschätzt werden die Entwicklung, Erhaltung und Pflege der Infrastruktur, wie Wanderwege, Radwege und Loipen sowie die Organisation zahlreicher Veranstaltungen, darunter kostenlose Events und kulturelle Angebote. Der Fokus auf Nachhaltigkeit und die Unterstützung lokaler Unternehmen werden ebenfalls hervorgehoben. Lob gibt es für die Kooperation mit Partnern und die Öffentlichkeitsarbeit.

In welchen Bereichen sollte sich der Tourismusverband noch mehr engagieren?
Der Tourismusverband soll sich im Ausbau und der Sicherstellung der Qualität der Infrastruktur (Mountainbike, Wanderwege, Loipen) und des Freizeitangebotes (Veranstaltungen) sowie in den Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz mehr engagieren. Zudem wird eine intensivere Öffentlichkeitsarbeit gewünscht, um die Region bekannter zu machen.

Fühlen Sie sich ausreichend über Projekte und Entwicklungen informiert?
Die Mehrheit der Befragten gibt an sich informiert zu fühlen. Der Informationsfluss sollte verbessert werden.

Welche Kommunikationswege nutzen Sie am häufigsten, um sich zu informieren?
Die bevorzugten Kommunikationswege sind soziale Medien, Newsletter und E-Mails sowie Zeitungen und Zeitschriften. Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung einer Mischung aus digitalen und klassischen Medien.

In welchen Bereichen sind Sie besonders zufrieden mit dem Engagement des Tourismusverbands?
Die Instandhaltung der Infrastruktur sowohl im Sommer als auch im Winter wurde als größter Erfolg des Tourismusverbands gewürdigt. Die Organisation von Veranstaltungen wurde als Highlight genannt. Besonders die Vielfalt und Qualität dieser Veranstaltungen und die Zugänglichkeit für alle Altersgruppen fanden Anerkennung.

Der Tourismusverband wird für seine Bemühungen geschätzt, heimische Vereine und Privatvermieter zu unterstützen. Gleichzeitig wurde die Einbindung der Einheimischen bei Wochenprogrammen hervorgehoben.

Welche Aspekte in Bezug auf Nachhaltigkeit erachten Sie als besonders wichtig für die Arbeit des Tourismusverbands?

  • Regionalität wird als zentrale Priorität genannt. Besonders die Förderung lokaler Produkte, Unterstützung der Landwirtschaft, Stärkung nachhaltiger Wirtschaft und der Erhalt regionaler Identität.
  • Viele Teilnehmer betonten die Bedeutung von öffentlichen Verkehrsmitteln. Vorschläge reichten von der Ausweitung von Bus- und Bahnverbindungen bis zur Bewerbung nachhaltiger Mobilitätslösungen.
  • Klimaneutralität, wie die Nutzung von erneuerbaren Energien für Liftanlagen, und Müllvermeidung waren wiederkehrende Themen. Befragte fordern ein stärkeres Bewusstsein bei der Müllentsorgung, insbesondere in der Natur.
  • Kritische Stimmen äußerten sich gegen Massenunterkünfte und Großveranstaltungen. Stattdessen wurde die Unterstützung kleinerer Beherbergungsbetriebe und kulturell authentischer Events angeregt.
  • Insgesamt spiegeln die Antworten den Wunsch nach einer zukunftsorientierten und ressourcenschonenden Tourismusstrategie wider.