PiTal - Fuer unser PillerseeTal - Natur und Umweltschutz

Wie schützt unser Tourismusverband die Tiere und die Umwelt?

Martin Horngacher, Jagdleiter der Gemeindejagd St. Ulrich am Pillersee, verrät dir die Antwort.

Wenn der Sommertag sich allmählich in die Dämmerung verabschiedet und heitere Klangwolken mit der Naturidylle rund um den Pillersee verschmelzen – dann steht einmal mehr das Seeleuchten in St. Ulrich auf dem Programm. An insgesamt vierzehn Mittwochabenden zwischen Ende Juni und Mitte September kommt dort seit Jahren zusammen, was musikalischen Rang und Namen hat – regionale Live-Bands, Volksmusikgruppen, Weisenbläser und auch die Nuaracher Stoabergplattler begeistern Einheimische wie Gäste und drücken dem Event des Tourismusverbandes PillerseeTal ihren besonderen Stempel auf.

„Wahre Handschlagqualität“

„Wahre Handschlagqualität“

Als Teil der örtlichen Schuhplattlergruppe ist auch Martin Horngacher (52) oft mit von der Partie – und das in diesem Jahr gänzlich ohne „Bauchschmerzen“, wie er selbst sagt. Denn zum ersten Mal wird es am Ende jedes Abends kein Feuerwerk mehr geben; stattdessen sollen spektakuläre Feuershows alle Blicke auf sich ziehen.

Diese Änderung freut Martin in seiner Funktion als St. Ulricher Jagdleiter und -pächter ganz besonders. Sie ist das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit zwischen Jägerschaft und dem Tourismusverband PillerseeTal. „Dass der TVB hier auf uns zugekommen ist und uns mit ins Boot geholt hat, ist einfach eine super Sache“, erinnert sich der 52-Jährige zurück ans Jahr 2018, als man sich fürs Erste darauf einigte, den Zeitraum für die abendlichen Feuerwerke zu verkürzen.

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Zwar sind die knallbunten Lichtfetzen ein Genuss für die Augen, für unsere Gesundheit, die Umwelt und vor allem für Tierohren sind sie jedoch bekanntermaßen eine Zumutung.

Die Folgen daraus kennt der Jäger nur zu gut: „Rund um das Seeleuchten habe ich hier bis 2020 keine Rehe mehr gesehen“, berichtet er und deutet mit seinem Zeigefinger auf einen grünen Hang, der zu seinem 500 Hektar großen Jagdrevier direkt gegenüber des Pillersees gehört. „Die Rehgeißen mit den Kitzen und die Böcke waren von dem wöchentlichen Feuerwerk derart verschreckt, dass sie über Monate nur mehr nachts ausgetreten sind und bei Tageslicht im Wald die Deckung suchten“, veranschaulicht Martin. Dies hat nun zugunsten der Wildtiere endlich ein Ende. „Der Tourismusverband hat hier wahre Handschlagqualität bewiesen“, freut sich der St. Ulricher.
Ein Problem jagt das nächste

Ein Problem jagt das nächste

Denn schließlich war der Nachhall all dieser Feuerwerke enorm und hatte direkte Auswirkungen auf das Verhalten der Wildtiere: „Normalerweise verstecken sich die Rehe erst mit Haarkleidwechsel Anfang Oktober in den Wäldern, jedoch durch das Feuerwerk beim Seeleuchten bis Mitte September wurde dieser Zyklus komplett gestört und ich bekam sie über diesen Zeitraum gar nicht zum Anblick.“

Weiters habe man rund um das Seeleuchten oftmals das Klagen der zurückgelassenen Rehkitze aus deren Deckung vernommen, erzählt der PillerseeTaler mit ernster Miene. „In diesem Zeitraum hatten wir sehr viele Verluste bei den Rehkitzen zu verzeichnen.“ Besonders heikel sei die Situation auch beim Rotwild. „Wenn diese sensible Wildart verschreckt wird, ist die Fluchtdistanz meist sehr weit und sie kommt dann in der Regel nicht mehr so schnell an ihre gewohnten Einstände zurück“. Das wiederum hatte Auswirkungen auf das weitere Verhalten während des Jahres und im Speziellen bei der Brunft, die beim Rotwild im September beginnt.

„Dass der TVB hier auf uns zugekommen ist und uns mit ins Boot geholt hat, ist einfach eine super Sache.“

Martin Horngacher, Jagdleiter der Gemeindejagd in St. Ulrich am Pillersee

"Das war gewaltig"

"Das war gewaltig"

Als sich der TVB dann 2021 dazu entschied, in den jeweils ersten und letzten zwei Wochen des Seeleuchtens auf ein geräuschärmeres Barockfeuerwerk umzusteigen, habe das sofort Früchte getragen: „Schon da haben wir sofort bemerkt, dass das Wild wieder sichtbar ist und sich auch bei Tageslicht wieder auf Freiflächen zeigte - das war gewaltig“, erzählt der passionierte Jäger.

Im Jahr 2022 bekannte sich der TVB dann gänzlich zur leisen Variante, heuer folgt schließlich der Umstieg auf die Flammenshow – um auch die Natur nicht mehr zu belasten. Denn ein Feuerwerk birgt bekanntlich auch massenhaft Zündstoff für die Umwelt – Feinstaub, CO2 und Stickoxide werden beim Abbrennen freigesetzt, vom Müll ganz zu schweigen.
Müllberge verkleinern

Müllberge verkleinern

Auch Müllbergen sagt der Tourismusverband PillerseeTal regelmäßig den Kampf an, etwa im Rahmen der CleanUP Days, die heuer vom 18. bis 21. Mai stattfinden. Bei dem Aufräumevent ziehen hunderte Freiwillige los, um achtlos in der Natur weggeworfene Abfälle einzusammeln. Im Jahr 2022 waren insgesamt sechs Teams im gesamten PillerseeTal unterwegs. Eine Aktion, die auch Martin Horngacher „extrem freut“, da er als einer von 57 Jägern seines Hegebezirkes im PillerseeTal natürlich sehr auf einen sauberen und damit sicheren Lebensraum für seine Tiere bedacht ist.

Um auch künftig mit gutem Beispiel voranzugehen, will der TVB die talweiten Veranstaltungen weiterhin so nachhaltig und plastikfrei wie möglich umsetzen. Dabei helfen soll ein Leitfaden, der sich an den Kriterien von „Green Events Tirol“ orientiert und aktuell mit allen fünf Gemeinden des PillerseeTals besprochen wird. Diese „Checkliste“ reicht von der umweltfreundlichen Anreise über PVC-freie Werbematerialien, Mehrweggeschirr bis hin zu sparsamen LED-Beleuchtungssystemen und der Zusammenarbeit mit Händlern und Produzenten direkt aus dem PillerseeTal.
Das Gute liegt so nah

Das Gute liegt so nah

Regionalität wird beim TVB ohnehin großgeschrieben – heimische Rohstoffe in der Region zu verarbeiten und zu vermarkten garantiert nicht nur Frische und Qualität, sondern unterstützt auch die Klimabilanz und das Tierwohl. Initiativen wie der digitale Marktplatz PillerseeTal oder der Markthoangascht im Sommer ermöglichen es, Direktvermarkter vor den Vorhang zu holen.

Weil während der Jagdzeiten ausreichend heimisches Wildfleisch vorhanden ist, gibt auch Jäger Martin Horngacher dieses oft und gerne an die Fleischhauerei von Bernhard Prem in Fieberbrunn weiter. „Wenn das qualitativ hochwertigste Fleisch der Wildtiere aus unseren heimischen Wäldern ohne Umwege bei den Genießern aus der Region ankommt, dann haben wir vieles richtig gemacht!“, ist Martin überzeugt. Weiters steht die heimische Jägerschaft für eine weiterführende Tradition und Kameradschaft ein – etwa bei Veranstaltungen wie der jährlichen Hubertusfeier, dem Jägeradvent oder der Hegeschau.
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„Richtig machen“ können wir Menschen auch vieles im Hinblick auf den natürlichen Lebensraum der Wildtiere, führt der St. Ulricher weiter aus. Rücksichtnahme laute das Stichwort. „Speziell für das Wild ist es sehr wichtig, dass wir dort gehen, wo wir gehen dürfen – also zum Beispiel die markierten Wanderwege einhalten oder bei Skitouren nicht blindlings durch den Wald kurven“, nennt er nur zwei von vielen Beispielen. „Das Wild gewöhnt sich ohnehin an vieles, aber wir dürfen es nicht aus seinem Habitat verdrängen“, sagt Martin und verweist konkret auf die Situation der vielen Klettersteige. „Für Einheimische wie Gäste ist das ja eine wirklich tolle Sache. Aber wenn die Gämsen dort oben weder tagsüber noch nachts zur Ruhe kommen, dann müssen sie zwangsläufig in teils tiefer gelegene Wälder bzw. Schutzwälder ausweichen. Dort kann es dann zu Verbissschäden an Jungbäumen kommen. "

„Die Folge ist, dass wir Jäger Auflagen bekommen, eine höhere Anzahl an Wild zu entnehmen und für etwaige Schäden im Wald aufkommen müssen“, erklärt der PillerseeTaler. Weiters ist für die Gämse der Lebensraum in niedrigeren Regionen nicht optimal, da es dort generell zu warm für sie ist und sie besonders anfällig für Klauenkrankheiten oder Parasiten sind.
Ein gelungener Startschuss

Ein gelungener Startschuss

„Hier würden wir uns als Jägerschaft wünschen, dass die Ruhephasen der Tiere respektiert und eingehalten werden, indem man den Besucherstrom aktiv lenkt und zum Beispiel fixe Ruhezonen mit Ruhezeiten deutlich vor der Dämmerung festlegt“, schlägt der 52-Jährige vor und betont zugleich die Wichtigkeit der Zusammenarbeit zwischen Jäger- und Forstwirtschaft und dem Tourismusverband. „Wir Jäger würden uns sehr freuen, wenn der TVB uns auch bei anderen Projekten, die unsere Jagdgebiete und die Wildtiere betreffen, öfter mit ins Boot holt – denn wir können so viele Sachen zum Wohle aller regeln, wenn wir lösungsorientiert miteinander reden. Die Jägerschaft ist immer dialog- und kompromissbereit – das Seeleuchten war da bereits ein sehr gelungener Startschuss“, blickt Martin Horngacher hoffnungsvoll in die Zukunft.

„Speziell für das Wild ist es sehr wichtig, dass wir dort gehen, wo wir gehen dürfen – also zum Beispiel die markierten Wanderwege einhalten oder bei Skitouren nicht blindlings durch den Wald kurven.“

Martin Horngacher. Jagdleiter der Gemeindejagd in St. Ulrich am Pillersee

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Danke, dass du...

  • ... auf markierten Wegen bleibst, Beschilderungen beachtest und keine Abkürzungen im Gelände nimmst!

  • ... Baum- und Strauchgruppen, Wildfütterungen, sowie schneefreie Äsungsflächen meidest und wenn möglich umgehst!

  • ... dich während der Sonnenaufgangszeit und Dämmerungs- und Nachtstunden nicht im Wald oder am Berg aufhältst!

  • ... Abstand hältst und dich nicht aktiv Wildtieren näherst - ein Fernglas ist die bessere Alternative!

  • ... Lärm vermeidest!

  • ... deinen Hund an die Leine nimmst!

  • ... Rücksicht auf die natürlichen Bewohner von Berg und Wald nimmst!

Hast du gewusst, dass …

  • … die Winterzeit „Notzeit“ ist und Tiere wie Reh, Hirsch und Gams in einem Energiesparmodus leben und ihren Stoffwechsel auf 20 Prozent herunterfahren?
  • … überraschende Störungen durch unbedachte Wintersportler und frei laufende Hunde deshalb zum Kälteschock- bzw. Erschöpfungstod der Wildtiere führen können?
  • … die aktivste Zeit der Wildtiere die Morgen- und Abendstunden sind?

Verrottungszeiten – oder: Waldbewohner, die leider nicht vom Aussterben bedroht sind & deren Überlebensdauer:

  • checkBananen- oder Orangenschale: 1-3 Jahre

  • checkZeitungspapier: 1-3 Jahre

  • checkPapiertaschentuch: 1-5 Jahre

  • checkZigarettenstummel: 2-7 Jahre

  • checkKaugummi: 5 Jahre

  • checkPappbecher: bis 50 Jahre

  • checkMund-Nasenschutz: 450 Jahre

  • checkBlechdose: 50-500 Jahre

  • checkPlastikflasche: 100-5.000 Jahre

  • checkPlastiksack: 120-1.000 Jahre

  • checkAluminiumpapier: 200-400 Jahre

  • checkBabywindel, Damenbinde: 500-800 Jahre

  • Verrottungszeiten (c) Adobe Stock (1)
  • Verrottungszeiten (c) Adobe Stock (2)
  • Verrottungszeiten (c) Adobe Stock (3)

Unser Tourismusverband im PillerseeTal...

  • check… fördert die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln, Radfahren und Wandern, um die CO2-Emissionen zu reduzieren

  • check… unterstützt Hotelbetriebe auf ihrem Weg zum Österreichischen Umweltzeichen

  • check… setzt auch intern auf eine nachhaltige Arbeitsweise (z.B. klares und strenges Regelwerk zu Drucksorten, Licht und Abfalltrennung)

  • check… fördert regionale Produkte und Produzenten durch landwirtschaftliche Kooperationen

  • check… passt Beginn- und Endzeiten von Events an den öffentlichen Verkehr an und organisiert Shuttles für Veranstaltungen wie den Adventmarkt, Biathlon oder das Seeleuchten

  • checkverzichtet bewusst auf umweltschädliche Maßnahmen und setzt auf sinnvolle Alternativen (z.B. Drohnen statt Helis bei der Freeride World Tou in Fieberbrunn)

  • check… legt bei Urlaubern großen Wert auf eine autofreie Anreise, um den „einheimischen“ Verkehr zu entlasten und die Umwelt zu schonen

  • check… setzt auf klimaneutrale Drucksorten oder steigt punktuell auf digitale Alternativen um

  • check… stellt das Car-Sharing-Angebot auch den PillerseeTalern zur Verfügung

  • check… kooperiert mit „To Good To Go“, um per App Lebensmittel zu retten

Die Maßnahmen finden in enger Zusammenarbeit und Abstimmung mit Gemeinden, Bergbahnen und Leistungsträgern statt.

  • Kitzbüheler Alpen Lifestyle Sommer c Kitzbüheler Alpen Defrancesco Photography (164)

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